Predigt bei ökumenischen Gottesdienst zum Abschluss der Orgeltagung
der Gesellschaft der Orgelfreunde 1. Bis 7. August 1999 in Göteborg
Joh 15: 1-11
Liebe Zuhörer! Liebe Christen! Liebe Schwestern und Brüdern in Jesus Christus!
Für mich persönlich ist es ein Erlebnis in dieser Kirche predigen zu dürfen. Auf der anderen Seite der Strasse, gegenüber der Kirche, (in dieser Richtung) wurde ich einmal geboren. Es gab dort damals ein Entbindungsheim. In dieser Kirche wurde ich von meiner Kinderpflegerin im Kinderwagen zum Gottesdienst am Sonntag geführt. Ganz neben der Kirche (in dieser Richtung) habe ich acht Jahre das Gymnasium besucht. Als Gymnasiast habe ich Sonntags im Gottesdienst hier teilgenommen. Am Vormittag war die Kirche damals sehr besetzt und auch der Abendgottesdienst war sehr gut besucht.
Der Musiklehrer meines Gymnasiums war auch Organist dieser Kirche. Das bedeutet das ich mehrere Male auf diesem Orgelempor gesessen bin um auf der grossen Orgel zu spielen. Auf diese Tasten habe ich geübt. Ganz alleine war ich in der Kirche und habe dem ganzen Kirchenraum mit klangvollen Töne erfüllt.
Ich kenne also das besondere Gefühl die die meisten hier Anwesenden so gut selbst kennen. Mit der Königin der Instrumente füllt man nur nicht das Kirchenraum. Man wird auch selbst von Glückseligkeit erfüllt. Man schmelzt mit der Orgel zusammen, ja, man wird mehr oder weniger von der Orgel bemächtigt. Die Orgel wird ein integrierender Teil des religiösen Lebens.
Vielleicht muss man sich dann und wann fragen: Ist ein chrislicher Glaube ohne Orgel überhaupt möglich? Wie wäre es mit meinem geistlichem Leben ob es keine Orgeln gab? Was ist für meinen Glauben wichtig?
Es gibt Kirchen die keine Orgeln haben. Ich denke vor allem an der orthodoxen Kirchen. In dieser uralte Tradition braucht man nur was Gott uns direkt gegeben hat, nähmlich die menschliche Stimme, der König der Instrumente. Wie ihr wisst kann man in den orthodoxen Kirchen wunderbares Singen hören. Die orthodoxe Litugie will das Gefühl vermitteln das die Gemeinde schon im Himmel ist. Mit unserer Gemeinde in Horred haben wir neulich eine Busreise nach Weissrussland gemacht. Wir unterstützen die S.ta Eufrosyniagemeinde in Ivenetz, nicht weit von Minsk. Von nichts hat man dort in ein paar Jahren eine Gemeinde gebaut. Wir helfen dieser Gemeinde ein neues Kirchengebäude zu bauen anstatt der Kirche die die Kommunisten in 1952 heruntergerissen haben weil die Kirche die Sicht eines Stalinbilds geschattet hat.
Dort feiert Vater Viktor im Moment die heilige Chrysostomosliturgie in einem zufälligen Raum, wo es früher eine Röntgenabteilung eines Krankenhauses war Der Chor besteht von Damen im Mittelalter die gar keine Profis sind. Aber der Himmel ist da. Diese ehemalige Röntgenabteilung wird jeden Sontag ein Fenster in die Ewigkeit.
Was ist in der Kirche eigentlich wichtig? Wenn wir überhaupt keine Kirchen hätten, könnten wir trotzdem Christen sein? Die Kirche sowie in Schweden wie in Deutschland sind im Moment Objekt eine grosse Säkularisierung? Vielleicht glaubt die Mehrheit der Mitgliedern nicht einmal an Gott und noch weninger an die christliche Lehre. Nur eine Minderheit, wenigstens in Schweden, glauben das Jesus der Sohn Gottes ist. Wie sieht die Zukunft so einer Kirche aus? Können wir darauf sicher sein dass wir immer Gottesdienst in schön eingerichteten Kirchen feiern kann? Was ist eigentlich wichtig?
Jesus sagt: „Ich bin der Weinstock, und ihr seid die Reben. Wer mit mir verbunden bleibt wie ich mit ihm, der wird reiche Frucht bringen. Aber ohne mich könnt ihr nichts vollbringen."
Das wichtige ist mit Jesus verbunden sein. Ohne Jesus können wir nichts vollbringen. Mit ihm haben wir alles was nötig ist.
Mit ihm verbunden sein, das heisst getauft zu sein. Aber nach der Taufe auch mit ihm im Leben der Jüngern verbunden sein. Das heisst jeden Tag in Gebet und Anbetung an ihn wenden und vom Wort Gottes leben. Mit unserem Herrn leben ist auch mit ihm in tiefer Liebe durch die heilige Eucharistie verbunden sein.
Das Christusleben als Jünger leben, in der Liebe von ihm bleiben, das heisst Frucht zu tragen. So geben wir Ehre an Gott. Und das ist unsere wahre Lebensaufgabe: Unserem Gott Ehre zu bringen.
Das wusste schon Vater Bach. Für ihn war dass wichtigste: Soli Deo Gloria! Auch in diesem Mass ist er, der grösste von Orgelmeistern, ein Vorbild für uns alle. AMEN.